Autoliebe

Nein, nicht was Sie meinen - so etwa nach dem Witz Welches ist die allererste Automarke? Antwort: Ford, denn Adam und Eva liebten sich im Paradiese in einem ford(t)". So nicht. Viel ernster.

Allerdings auch wieder nicht so ernst, dass ich aufgrund Alters -oder sonstiger Beschwerden das Autofahren aufgeben müsse wie Onkel Hans-Heinrich in Göttingen, der seit dem irre viel Taxi fährt, was ihn weniger als die Hälfte der Kosten seines früheren Kleinwagens kostet (Onkel Hans-Heinrich ist Mathematiker und rechnet genau). So auch nicht. Mein Thema „Autoliebe" ist auch nicht die Wiederholung eines meiner Lieblingsthemen: Die Liebe in den Autos zwischen Suderburger Kreuz und Breitenhees...

Nein, ich schreibe von der Liebe zur Automarke, die sich dann verkompliziert, wenn ich von der einen scheide, obwohl ich sie immer noch innig liebe weil ich mich einer anderen zuwende, die ich innig zu lieben beginne. Ich spreche-siehe Titel - zwar nur von Autoliebschaften, aber es ist unverkennbar ein ähnlicher zerreißender Seelenzustand, wie der von uns Männern zwischen zwei Frauen.

Wobei letzteres Problem einfacher zu verheimlichen wäre, als was mir jetzt bevorsteht: Automarkenwechsel. Schon die Ankündigung, ich würde demnächst die vertraute Deutsche (Mark) mit einer exotischen Ausländerin ablösen, ergab Probleme im sozialen Umfeld. Andrea am Bodensee wetterte gegen die Neue und beschwor die Alte (die sie selbst liebt und fährt). Heiner, ihr Mann, hingegen versteht mich unauffällig. Schließlich ist er ein Mann, der vom Triebsystem her nicht nur kritisch in seiner Begabung zur Monogamie gesehen werden muss, sondern auch im Bereich von Antriebssystemen.

Oder mein Allenbosteler Nachbar über die Wiese rüber „wat denn die wolln Se jetzt?" Da schwang ansatzweise schon jene Ungläubigkeit, ja Fremdenfurcht mit, wie wenn ich gesagt hätte, dass ich von Christine zu einer Asiatin zu wechseln beabsichtigte. Dabei geht es nur um Autos.

Eben noch trägt mich meine bisherige Hülle auf vier Rädern ,,wie seit sieben Jahr". (Tatsachlich, es sind genau jene sieben Jahre, die noch in der Statistik der 60er Jahre als Gefahrenzone für Humanehen galten. Heute gelten sie offenbar für automobile Ehen.) Und jetzt umhülle ich mich neu.

Wegen der Untreue fühle ich Schuldgefühle: Keinmal hat mich die Alte sitzen lassen, keinmal sich stehlen lassen (und das trotz der Attraktivität, besonders bei den BSB-Beinen meines Autos - bis heute gucken die Leute dahin).

Unzählige Male stand es in fremden Landen in bedrohlichen Tiefgaragen oder idyllischer Exotik und repräsentierte die geliebte Heimat, war Botschafter Allenbostels, des Fleckens Ebstorf, des Uelzener Beckens, war sieben Jahre lang Symbol der ganzen Lüneburger Heide, was sag ich: Es war Symbol meines Vater- und Mutterlands.

Ich weiß, dass ich untreu bin - aber ich bin eben ein Mann. Siehe die Sache mit dem Betriebssystem bzw. Antriebsystem. Ich muss einfach wechseln.

10. Juli 2001